Es ist bekannt, dass die Kraft eine der wichtigsten Faktoren für hohe Leistungen im Sport ist. Vor allem in den Sportarten, wie Gewichtheben, Kraftdreikampf, Leichtathletik und Anderen. Nicht zufällig wird im Training des Sportlers der Entwicklung der Kraft eine so hohe Aufmerksamkeit in Form von Zeit und Umfang gewidmet. Um stärker zu werden muss man mit Gewichten üben. Dies hat man schon seit langer Zeit gewusst. Es ist die Legende des Milon von Kroton bekannt, welcher ein Kalb auf seinen Schultern trug und mit dem heranwachsen zum Stier wuchs durch tägliches Training auch die Kraft von Milon. Der moderne Sport wird seit mehr als hundert Jahren betrieben. In dieser Zeit unterliegt dieser einer gewaltigen Entwicklung in seinen einzelnen Teilbereichen: Trainingsmethoden haben sich verändert, die Leistungen sind gewachsen … .
Wie sah denn das Training der Athleten am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts aus?
Im Grunde genommen wurden die gleichen Übungen durchgeführt, welche im Wettkampf Anwendung fanden. Schon zum Ende der zwanziger Jahre kommt das Verständnis, dass nur Wettkampfübungen im Training nicht ausreichend waren, um weitere Leistungssteigerungen herbei zu führen. Zu dieser Zeit werden insbesondere Kraftsportarten immer populärer und der Sport wird als politisches Mittel instrumentalisiert. Es begann eine Suche nach neuen Mitteln und Methoden der Kraftentwicklung. Es fing an, dass sich die Sportwissenschaft entwickelt. Zum Beispiel im Gewichtheben wurde ein Zusammenhang zwischen der Leistung in der Kniebeuge einerseits und den Leistungen im Reißen und Stoßen andererseits festgestellt. Es wurde offensichtlich, dass ohne eine Kraftsteigerung keine weiteren Leistungsentwicklungen möglich sind. Somit etablierten sich neue Übungen, welche man früher nicht oder nur selten angewendet hat. Stark angestiegen ist der Anteil verschiedener Zugübungen, Kniebeugen und so genannter „Nebenübungen“. Es begann ein rascher Anstieg der Weltrekordleistungen, welcher bis Ende der fünfziger Jahre anhielt. Dann kam es hin zum Ende der siebziger Jahre zu immer geringeren Leistungsentwicklungen in den Weltrekorden und schon zu den Neunziger Jahren stagnierte die Leistung der Weltrekordentwicklung nahezu. Weitere Erhöhungen des Trainingsumfangs, der Intensität der Belastungen, der Anstieg von Trainingseinheiten pro Woche trug nicht ausreichend zur Entwicklung des Kraftleistung bei.
Abbildung 1: Olympische Leistungen im Stoßen (Superschwergewicht)..
Die praktische Notwendigkeit hat uns dazu bewegt nach der Ursache der Stagnation der Leistung zu suchen. Wir hofften neue Möglichkeiten der Kraftentwicklung zu finden.
Vor allem war es notwendig zu verstehen, was mit den Muskeln, den Knochen und Sehnen bei verschiedenen Krafttrainingsarten und Übungsvariationen mit Gewichten passiert. Zur Erforschung wurden vier Gruppen, eine Kontrollgruppe und drei experiementelle Gruppen, gebildet. Es wurden zwei Übungen getestet: Kraftzug und Kniebeuge. Das Testverfahren dauerte neun Monate. Die Kontrollgruppe hat wie gewohnt konventionell trainiert. Die Experimentalgruppen haben jeweils mit einer Krafttrainingsart trainiert: isometrisch, dynamisch (konzentrisch und exzentrisch) und die dritte Experimentalgruppe hat dynamisch mit verschiedenen Geschwindigkeiten bei unterschiedlich langer Belastungsdauer, trainiert. Schon die erste Messung hat gezeigt, dass die Muskelspannung in isometrischen Übungen am höchsten war, was auch schon bekannt war. Interessante Ergebnisse haben wir bekommen bei den dynamischen Übungen.
1) Maximale Muskelspannung konnten wir messen bei einem einzigen Winkel: 90 Grad (Oberschenkel zur senkrechten Linie)
Abbildung 2: Maximale Muskelspannung bei 90 Grad Gelenkwinkel.
in allen anderen Winkeln war ein rapider Abfall der Spannung zu merken. Die Muskelspannung verringerte sich je weiter man sich vom Winkel von 90 Grad entfernte.
Abbildung 2.1: Verringerung der Muskelspannung bei Gelenkwinkel > oder < 90 Grad.
2) Die Tests mit verschiedenen Geschwindigkeiten haben gezeigt, dass es nur eine für den Mensch biologisch bedingte Geschwindigkeit gibt, welche eine maximale elektrische Aktivität im Muskel erzeugt. An dieser Stelle macht es Sinn eine interessante Gesetzmäßigkeit aufzuzeigen, nämlich, dass alle Tiere, wie zum Beispiel Insekten, Vögel, wie auch Säugetiere verschiedene Bewegungsgeschwindigkeiten haben. Dabei fällt auf, dass diese Lebewesen in ihren Geschwindigkeiten Tierart/Lebewesen unabhängig in unterschiedliche Gruppen zusammengeführt werden können. Im Grunde dieser Gruppen/Bandbreiten liegt eine numerische Gesetzmäßigkeit. Und zwar: 0,5 / 1,0 / 1,5 / 3. Für jedes Lebewesen gibt es eine biologisch bedingte, optimale Bewegungsgeschwindigkeit.
3) Bei den Untersuchungen konnte beobachtet werden, dass die Muskelspannung nach 10 Sekunden ihr Maximum erreicht hat, für 5 Sekunden anhielt und dann rapide abfällt.
Es wurde uns klar, dass die weitere Kraftentwicklung nur unter folgenden Bedingungen stattfinden könnte:
1) über den gesamten Winkel muss eine maximale Muskelspannung angelegt sein
2) es muss die für den Menschen biologisch komfortable/optimale Bewegungsgeschwindigkeit verwendet werden
Abbildung 3: Geschwindigkeiten einiger Tiere, Vögel und Insekten in m / sek..
3) die Bewegung muss ununterbrochen möglichst genau 15 Sekunden dauern
Diese drei Faktoren müssen gleichzeitig wirken. Es ist im Prinzip eine neue Bewegungsform, was gleichzeitig eine dynamische und isometrische Bewegung ist, welche so bei Bewegungen von Lebewesen in der Natur nicht vorkommt. Diese Bedingungen mit traditionellen Trainingsformen zu erfüllen ist nicht möglich, weil es unmöglich ist die Scheiben während der Bewegung auszuwechseln/umzustecken. Eine Anwendung von Ketten, Bändern und ähnlichem ermöglicht keine konstante Muskelspannung während des ganzen Ablaufes der Bewegung. Dies liegt daran, dass der Einsatz von Ketten, Federn und Bändern niemals mit der Kinematik und/oder Biomechanik der menschlichen Bewegung übereinstimmt. Doch dieses Problem konnte von uns gelöst werden.
Es ist ein Prinzip geschöpft worden und daraus ein Gerät entwickelt und Patent vergeben worden, welches diese drei Bedingungen erfüllt und somit für den Menschen eine vollkommen neue Form des Krafttrainings ermöglicht. Das Gerät ist eine Plattform 100 cm lang und 140 cm breit und 10 cm hoch. Der Athlet kann hier stehend, sitzend, liegend, von der Übung abhängig, maximale Spannung an Seilen anlegen, welche aus der Plattform heraus gefahren werden. Die Seile sind mit einem speziellen Elektromotor verbunden, welcher mit einer unveränderten Geschwindigkeit die Seile einfährt und wieder ausgibt. Der Athlet zieht mit voller Kraft, wenn die Seile ausgefahren werden und versucht zu bremsen, wenn die Seile wieder eingezogen werden.
Abbildung 4: Der Syncronizer. Synchronisierendes Krafttraining zur Maximalkraftentwicklung.
Die Geschwindigkeit der Seile bleibt unabhängig von der angelegten Kraft des Athleten. Eine spezielle von uns entwickelte Elektronik, welche in dem Gerät untergebracht ist, ermöglicht das Gerät schnell auf die anatomischen Besonderheiten eines jeden Menschen anzupassen, um eine optimale Bewegungsweite zu ermöglichen. Die Sensoren ermöglichen über die gesamte Bewegung in jedem Punkt der einzelnen Phasen die Kraft mit einer hohen Genauigkeit zu messen und auf dem Monitor graphisch darzustellen. Die ganze Information kann gespeichert werden, wieder abgerufen werden und zur Analyse und Vergleichen heran gezogen werden.
Es ergibt sich die Möglichkeit zu sehen, welche Muskelgruppe schwächer oder stärker ist, welche Körperseite, linke oder rechte, stärker oder schwächer ist und zielgerichtet schwache Stellen zu korrigieren. Dieses Gerät ermöglicht alle vorstellbaren Übungen zu machen. Als Beispiele sind Kugelstoßen und Diskus werfen zu nennen. Dies, weil der Athlet eine absolute räumliche Freiheit hat sich zu bewegen und frei von Sensoren und Kabeln am Körper ist. Ein noch nicht ausgereifter Prototyp wurde erstmals 1997 gebaut, welcher noch weit vom heutigen entfernt ist, und erfolgreich getestet. Besonders beeindruckend war das Ergebnis des deutschen Gewichthebers Ronny Weller, Olympiasieger 1992 im Superschwergewicht. Im Rahmen der Vorbereitung zur Europameisterschaft 1998 trainierte er sechs Monate intensiv an diesem Prototypen. Das Resultat übertraf alle Erwartungen. Am Wettkampfabend stellte er drei Weltrekorde auf: 205,5kg im Reißen, 260kg im Stoßen und 465kg im Total.
„Lieber Eugen,
es ist nun zwanzig Jahre her, dass ich dank Deiner Theorien zu einer neuen Form des Krafttrainings bei den Europameister-schaften in Riesa drei Weltrekorde in nur einem Wettkampf aufstellen durfte (205,5kg, 260kg, 465kg). Um so mehr freut es mich nun, dass ich gehört habe, dass Du es geschafft hast ein Trainingsgerät zu bauen, mit welchem dieses Prinzip, Ihr nennt es nun synchronisierendes Krafttraining, einer breiten Athletenschar zu trainieren möglich wird. Sechs Jahre nach meiner Goldmedaille im 2. Schwergewicht bei den Olympischen Spielen in Barcelona sah es so aus, dass ich keine Leistungsreserven mehr habe. Du klärtest mich über die Variabilität von Trainingsinhalten auf, dass der zweite Zug ein Sprung ist und vor allem konnten wir an dem Prototyp synchronisierendes Krafttraining in meine Wettkampfplanung einfließen lassen. Heute nochmals Dank für diese außergewöhnliche Unterstützung, auf dass nun noch mehr Athleten und Athletinnen in allen Maximalkraft beeinflussten Sportarten ihr volles sportliches Potenzial entfalten können.“
Ronny Weller
Olympiasieger Gewichtheben 1992
Im Laufe der weiteren Tests haben sich weitere Eigenschaften des Gerätes erwiesen, welche wir bei der Entwicklung noch nicht geahnt haben. Zum Beispiel beim Kniebeugetraining an unserem Gerät, kam es selbst bei Weltklasse Athleten zu dem Phänomen, dass sie beim Aufstehen aus der Hocke zu zittern/wackeln begannen und man den Eindruck hatte, dass sie die optimale Bewegung suchten.
Das Zittern / Wackeln können wir am Gerät wahr nehmen, da die Stange keine Masse hat und maximale Spannung angelegt werden muß, so kann der kleinste technische Fehler und/oder Abweichungen vom optimalen Bewegungsablauf dies sichtbar machen.
Abbildung 5: Bewegungszittern beim Suchen nach der optimalen Bewegung.
Das Gerät „sagt uns vor“, was richtig und was nicht richtig ist. Der Athlet wird mit einem angenehmen Gefühl „belohnt“, wenn er in der optimalen Bewegung und Kraftentfaltung ist, und wird bei technischen Fehlern „bestraft“, wenn er sich außerhalb dieses optimalen Bereiches bewegt.
Ein sehr interessante Bild zeigt sich beim Kugelstoßen.
Um eine Kugel, von zum Beispiel 7,25kg, auf Weltklasseniveau (ca. 22m) zu stoßen, muß der Sportler die Kugel auf einer Strecke von 120-130 cm bis zu 15 m/sec beschleunigen. Anders gesagt ist die Beschleunigung bei 9,4 m/sec. Dementsprechend muss der Kraftaufwand / der Druck auf der gesamten Strecke bei nahezu 68 kg auf jedem Punkt der Strecke liegen. Praktische Messungen haben gezeigt, dass der Charakter der Kraftentfaltung auf der Beschleunigungsstrecke in der Regel nicht ideal und weit vom Optimum entfernt liegt. Auf der folgenden Abbildung 6 ist der typische dynamische Geschwindigkeitsverlauf beim Kugelstoßen dargestellt.
Abbildung 6: Typischer Dynamischer Geschwindigkeitsverlauf beim Kugelstoßen.
Ein ganz anderes Bild konnten wir beobachten, wenn der Sportler, der Kugelstoßer, am Gerät trainiert hat. Ein langsames, mit der entsprechenden Geschwindigkeit ausfahrendes Seil, ermöglicht dem Athleten den Druck, insbesondere am „Sensor“ Hand zu spüren. Kleinste Abweichungen in der Technik: Ellbogen zu tief, nicht gleichzeitiger Einsatz von Becken und Beine, führte zu einem Druckabfall am „Sensor“ Hand und es entstand das Gefühl den Kontakt zu verlieren, was auch sofort am Monitor zu sehen ist. Das Wichtigste ist, dass der Sportler sofort das Gefühl für die optimale Technik bekommen hat.
Die Nutzung des Gerätes könnte ein hoch effektives Mittel für die Erlernung und Vervollkommnung der Technik in vielen Sportarten werden. Hier liegen wahrscheinlich noch viele Reserven für weitere Forschungen versteckt.
Die Beobachtung der Messergebnisse hat uns zu einer weiteren Erkenntnis geführt. Bei Durchführung der Messung mit Zugübungen ist uns aufgefallen, dass bei vielen Athleten eine große Streuung in den ermittelten Kraftkurven zwischen der ersten Wiederholung, der zweiten Wiederholung und der dritten Wiederholung liegt.
Abbildung 7: Streuung der Kraftkurven vor dem Wettkampf.
Athleten mit derartigen Streuungen in den Kraftkurven der Versuche 1 bis 3 blieben im Wettkampf weit hinter ihrem Leistungspotenzial zurück. Demgegenüber zeigten Athleten mit einer konstanten Kraftkurve in den Wiederholungen eins, zwei und drei im Wettkampf bessere Leistungen.
Abbildung 8: Annähernde Synchronizität der Kraftkurven vor dem Wettkampf.
Wir sind der Meinung, dass diese Tests den Zustand des Organismus insbesondere die Leistungsfähigkeit des Nervensystems als Grundlage maximaler Kraftentfaltung wiederspiegelt. Dass alles könnte in der speziellen Wettkampfvorbereitung sehr nützlich sein, um den Athleten optimal in Form zu bringen. Auch dies lässt weitere Möglichkeiten der Forschung, insbesondere auch mit Athleten aus anderen Sportarten, wie Leichtathletik, Bobsport, Ringen usw. zu.
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